Klösterl


Inmitten der wildromantischen und bizarren Landschaft des Donautales bei Kelheim liegt von Wäldern überdacht, das "Klösterl im Bruderloch". An dieser Stelle gründete im Jahre 1450 der Eremit Antonius von Siegenburg eine Einsiedelei und erbaute zu Ehren von St. Nikolaus eine kleine Kapelle.
Noch heute steht die Statue des Heiligen hoch über den Köpfen der Besucher in einer Felsenniesche. Die Terrakottafigur wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von einem einheimischen Künstler geschaffen. 1628 ist der Hafner Wilhelm Knopf Verordneter Viertelmeister in Kelheim. Kloster Weltenburg bezieht 1466 zwei Tonreliefs vom Hafner von Kelheim. Heute fehlen der Statue beide Hände, die sie einst segnend über die Landschaft breitete. Der Volksmund berichtet, dass ein übermütiger Schütze an dem Heiligen seine Kunst erprobte und im Kriege selbst beide Arme verlor.
1454 begannen die Tertiarbrüder, die sich inzwischen dem Einsiedler zugesellt hatten, mit dem Bau einer Kirche. Eine steinerne Tafel über dem Eingang erinnert an den Tag der Einweihung: "Anno Domini 1454 an dem 12. Tag des Junius ist angehebt das Stift zum Lob Gottes und zum Dienst der Jungfrauen Maria und des Ordens Sankt Franziszi der Dritten Regel und in der Ehre Sankt Nikolaus."
Trotzdem das Ordinariat den Auftrag gegeben hatte, den Ausbau der Einsiedelei zu unterlassen und auch der Pfarrer Widerspruch erhob, machten Herzog Albrecht III. und Ludwig die Sache des Antonius zu Ihrer eigenen und halfen Ihm, seine Absicht auszuführen. Herzog Albrecht beschenkte das Klösterl mit Äckern und Gründen und sogar Kammerrechnungen des Bischofs von Regensburg weisen Stiftungen zu Gunsten der Eremitage auf.
Am Feste des heiligen Simon und Juda anno 1454 unterzeichnete ein frommes Ehepaar, Johannes und Margarete Leitgeber von Lafendall eine Urkunde, in welcher sie sich freiwillig aller Rechte auf Grund und Boden der neugegründeten Eremitage entledigten.
Malerisch lehnt sich das Kloster an die steilabstürzenden Kalksteinfelsen. Eine Gartenmauer umfriedet es. An der Südostecke trotzt ein kleiner achteckiger Turm, der im 17. Jh erbaut wurde. Der Unterbau kann aber schon einer früheren Zeit zugehörig sein. Strich der Wind durchs Donautal, erklang der liebliche, überirdische Gesang einer Äolsharfe. Wie die Zeit aber alle Dinge verwandelt und zerstört, ließ sie auch die Harfe verstummen.
Im Hintergrund hockt sich die Kapelle unter die Felsen. Im Jahre 1603 wurde sie renoviert. An das Kirchlein drängt sich die Mauer, die von zwei Spitzbogenfenstern und vier runden Öffnungen unterbrochen wird. Diese Mauer umschließt den großen Höhlenraum des weit überhängenden Gesteins. Es ist dies die "Kirche ohne Dach". Beschädigt aber noch sichbar ist die einst so prächtige Wandmalerei: Jesus in der Kelter und am Ölberg. Witterung und Zeit haben an ihr genagt. Als ihr Entstehungsjahr wird 1603 angegeben. Der Gibel der Kirche zeigt das letzte Gericht und Christus inmitten seiner Apostel. Über dem Eingang wacht St. Antonius.
Die Kapelle wurde zur Hauskapelle umgestaltet. Das überaus prächtige Altarbild, gekreuzigter Christus der ital. Malers A. Bonsi 1763, ist heute noch erhalten.
In der äußeren Gartenmauer des Kloesterls ist ein jüdischer Grabstein eingelassen, der vermutlich aus dem zu Beginn des 16. Jh. zerstörten Judenfriedhofs zu Regensburg den Weg ins Klösterl fand. Seine Inschrift lautet: "Dies ist der Gedenkstein des Grabes der Herrin Verona, Tochter des Rabbi: des Moscheh, Gemeindevorstehers, welche dahinging in Ihre Ewigkeit am 2. des Monats im Jahre 980, (Dienstag, den 7 April 1220). Möge Ihre Ruhe sein im Garten Eden."
In der inneren Abschlussmauer befindet sich der Grabstein, der Dorothea von Adelshofen, Gattin des Pflegers Ulrich von Stingelheim, gestorben am 18. Jänner 1601. Es ist eine Marmorplatte, deren Inschrift das Ehewappen krönt, das von Lorbeer umschlungen wird. Ob auch das Grab an Ort und Stelle ist, konnte nicht erwiesen werden, denn auch im Franziskanerkloster befindet sich ein Grabstein für die Verstrobene, neben dem Familiengrab Ihres Gatten.
Kurze Zeit nach der Vergrößerung der Einsiedelei verließ Bruder Antonius das Klösterl und wanderte nach Wien um dort in einem Franziskanerkloster als Laienbruder Aufnahme zu finden. Zu eng aber war der Eremit mit dem Einsiedlerleben verwachsen, um sich in Wien wohlfühlen zu können. Er zog sich darum in die düstere Schweigsamkeit der böhmischen Wälder zurück. Später beschloss der Gründer des Klösterls am Kampfe gegen die Türken teilzunehmen. Auf seiner Wanderung überfielen Ihn aber sechs Räuber und töteten Ihn trotz tapferer Gegenwehr. Er starb um das Jahr 1458.
Als im Jahre 1803 die allgemeine Säkularisation und der Reichsdeputationsausschuss Hand auf kirchl. Besitz legte, fiel auch das Klösterl dem Staat zu, der es an Private weitergab. Landrichter Wels, ein Ahne eines späteren Besitzers, des Königl. Universitätsprofessors Ritter von Wels vertrieb die Mönche aus der ihnen liebgewordenen Einsiedelei. 1827 wird in der Chronik ein Robert Gruber von Stausacker als Besitzer genannt. Im hinteren Teil des Gartens bildet der Felsen eine große Höhle, den Goldofen. Einst versuchten die Mönche hier aus dem Donausand Gold zu waschen. Auch ein Alchmist soll lange in der Höhle gehaust haben. In den Stein gehauene Stufen führen hinauf und es geht die Sage, dass hier früher ein gang durch den Felsen bis an die Altmühl führte. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Mönche versuchten, an dieser Stelle einen Brunnen zu gründen.
Durch den Amtsschreiber Xaver Oberneder wurde um 1840 ein größere Höhle entdeckt, die der Volksmund "Räuberfelsen" nennt. Erhalten gebliebenes Mauerwerk weist darauf hin, dass die Höhle einst wahrscheinlich von Flüchtlingen bewohnt wurde. Den Forschungen von Justizinspektor Alexander Oberneder, zufolge konnte erwiesen werden, dass der Räuberfelsen und die dem Klösterl gegenüberliegenden Galeriehöhlen vom Mittelalter zurück bis in die jüngere Steinzeit bewohnt gewesen sein müssen. Als im Jahre 1889 die Steinplatten des Bodens in der Klösterlkirche gehoben wurden, fand man unter zwei Mönchsgerippen das Skellet eines Menschen in hockender Stellung. Man hält diese Grabstätte für eine keltische, da die Kelten einst ihre Toten in den Höhlen begraben haben sollen, die am Fuße des Michelsberges liegen.
Der erste Stock des jetzigen Wohngebäudes diente früher den Mönchen als Wohnstätte. Der zweite Stock wurde 1889 von dem damaligen Eigentümer Fischer erbaut. Ein Schweizerhäuschen - heute umgebaut - schuf Professor Wels im Jahre 1885, es diente zur Unterbringung von Kurgästen. Ihm wollte einst eine fröhliche Gesellschaft folgende Gedenktafel setzen lassen:

Solch Paradies im nackten Fels
Schuf ganz nach seinem Sinne
aus Würzburg der Professor Wels
ein Doktor medicine.

Wels starb im Jahre 1878, ein anderer Pächter kam zum Klösterl und die Ausführung dieses heiteren Dankes musste unterbleiben. 1879 erwarben es der Privatier Josef Schefzki und der Gerichtsvollziehers Rauch, beide aus München. Später verkaufte es Rauch an die Restaurationseheleute Johann und Susanne Fischer. Seither ist das Klösterl auch Gastwirtschaft geblieben. Fischer ließ das dem Hause gegenüberliegende "Salettl" aufführen.
Noch ein paar mal wechselte in der Zwischenzeit das Klösterl den Besitzer.
Viel Kopfzerbrechen bereitete den Chronisten die Deutung des Namen "Trauntal". Erstmalig wird er in Verbindung mit dem Klösterl zu Beginn des 18. Jh angeführt. Möglich ist, dass einer der Mönche das Trauntal und den Traunsee im Salzkammergut kannte und das Donautal dem Trauntal ähnlich fand.

1945 erwirbt Karl Lang das Klösterl
1965 geht es in den Besitz der Brauerei Aukofer in Kelheim über
2001 erwirbt es die Hermann Riemann die historische Ausflugsgaststätte