Geschichte


Die Gegend um Kelheim zählt zu den reicheren und sehr ergiebigen Fundstätten der Vorgeschichte. Von der Altsteinzeit an lebten hier Menschen entlang der Altmühl, zahlreiche Höhlenfunde belegen ihre Existenz. Auch in den folgenden Abschnitten der geschichtlichen Entwicklung siedelten in diesem Gebiet Menschen, besonders während der Urnenfelderzeit. Von da an war Kelheim Mittelpunkt eines dicht besiedelten Gebietes, das, geschützt durch die Befestigungen auf dem Michelsberg, zwischen den Einmündungen des Donau- und Altmühltales in das breitere Kelheimer Becken liegt.
In keltischer Zeit beschützten zwei starke Wallanlagen die Siedlung Alkimoennis, die der antike Geograph Ptolemaeus erwähnt. Dieser lebte im zweiten nachchristlichen Jahrhundert. Schon zur Zeit der Geburt Christi, so schilderte der damals lebende Geograph Strabo, siedelten nördlich der Donau germanische Stämme, die Hermunduren und die Markomannen.
Diese Germanenstämme hatten offenbar Jahrzehnte vor Christi Geburt die gesamte keltische Herrschaftsstruktur zerstört, so daß die befestigten Höhensiedlungen - es gibt deren in unserem Bereich mehr, z. B. der Ringberg und die Wälle über Kloster Weltenburg - schon vor Ankunft der Römer verlassen waren. Die keltische Katastrophe war so vollständig, daß es heute den Archäologen nur langsam gelingt, diese Epoche der Geschichte genauer zu erforschen. An die keltische Herrschaft erinnern rings um Kelheim die Hügelgräber in den Wäldern sowie die kultischen Zwecken dienenden keltischen Viereckschanzen.
Kelheim, bzw. Alkimoennis, muß ein bedeutender Herrschaftsmittelpunkt gewesen sein, denn das Areal, das die ehemalige Wallanlage umschließt, ist sehr umfangreich.
15 v. Chr. drangen römische Truppen erobernd in das Voralpenland ein und besiegten ein Heer der Kelten. Damit wurden die Reste der vindelizischen und keltischen Stämme der römischen Herrschaft unterworfen. Im Verlaufe des ersten Jahrhunderts nach Christus erreichte die römische Expansion die Donaulinie. Der sog. "nasse Limes" zog sich entlang der Hochterrasse über die Donau bis hin nach Haderfleck.
Dort begann auf dem nördlichen Donauufer der sog. "trockene Limes", noch heute als flacher Wall an vielen Stellen im Gelände erkennbar. Wachtürme sicherten den Limes in regelmäßigen Abständen. Kastelle lagen hinter dem Wall, z. B. in Eining, teils waren sie in die Befestigungslinie mit einbezogen wie das kleine Kastell bei Saal. Einige Grundrisse von sog. Burgi, befestigten Wehrtürmen, sind in den Wäldern noch zu sehen. Kelheim lag also für Jahrhunderte an der Grenze des römischen Weltreiches.
Der Limes hinderte die nördlich der Donau siedelnden Germanen, weiter nach Süden vorzudringen. Die nördlich der Donau siedelnden Germanen machten sich während der langen Friedenszeit die zivilisatorische und kulturelle überlegenheit der Römer zunutze. Sie übernahmen die Kunst des Weinbaus und lieferten wohl auch Hausteine aus den Brüchen, z. B. bei Kapfelberg.
Der Weinbau wurde von dieser Zeit an in größerem Umfange bis in das 16., in verringertem Maße bis in das späte 18. Jahrhundert auf allen Donauhöhen, so weit sie Sonnenhänge waren, betrieben. Die Kunst des Bierbrauens wurde hier in stärkerem Maße erst im 15. und 16. Jahrhundert eingeführt.
Die römische Herrschaft endete im 5. Jahrhundert. Das nun schutzlose und zum Teil entvölkerte Land wurde von den einwandernden Bajuwaren in Besitz genommen. Die Einwanderung erfolgte vermutlich planmäßig und nutzte bereits kultivierte Landgebiete entlang der Flüsse aus. Geringe Reste der Urbevölkerung blieben, Kelheims späteres Stadtgebiet gehörte zu den früh besiedelten Orten.
Ein bajuwarisches Reihengräberfeld im ehemaligen Altmühlfeld wurde seit dem 6. Jahrhundert belegt. Die Siedlung nahm langsam an Zahl zu. Doch erst im späten 9. Jahrhundert wird Kelheim erstmals urkundlich erwähnt. Zwischen 865 und 885 datierte die Schenkung eines "Chrefting" in Celeheim an das Domkloster St. Emmeram. Im 12. Jahrhundert wird eine zweite Ansiedlung in schriftlichen Quellen genannt: Gimundi, d. h. Gmünd an der Altmühl.
Bis 1244 wurden Celeheim und Gimundi getrennt erwähnt. Man darf also davon ausgehen, daß ursprünglich zwei Siedlungskerne existierten, eine Siedlung an der Altmühl - Gmünd - und eine an der Donau - Kelheim. Beide wurden durch einen Weg, der von Norden her kommend die Altmühl und dann die Donau überquerte, verbunden. Die damit gegebene Lage der beiden Ortskerne an einer wichtigen Straße und an zwei Flußübergängen führte dazu, daß die Wittelsbacher, die seit dem 10. und 11. Jahrhundert in unserem Bereich (Donaugau) die Grafschaft innehatten, diese Orte begünstigten und sicherten. Die Donau war damals schon wieder ein bedeutender Wasserweg. Der Flußübergang an dieser Stelle mußte militärisch gesichert werden.
Dies geschah durch eine ausgedehnte Burganlage im Bereich des heutigen Landratsamtes. Da derartige Anlagen an verkehrsreichen Orten errichtet wurden, ist anzunehmen, daß im 10. und 11. Jahrhundert beide Orte an Bevölkerungsdichte zunahmen, daß sich aber auch ein kleiner Markt entwickelt hatte. Die Bezeichnung "Alter Markt" im Südosten der Altstadt, dessen eigenartige Lage im späteren Altstadtviereck lassen vermuten, daß hier der Kern für spätere städtische Entwicklung zu suchen ist.
1128 wird eine Kirche St. Mariae in Gimundi genannt. Sie war dem Kloster Weltenburg zinspflichtig. Dieses Kloster zählt zu den ältesten Bayerns, verdankt es doch seine Entstehung dem Wirken columbanischer Mönche im 7. Jahrhundert. Mit großer Wahrscheinlichkeit errichteten die Mönche damals entlang der Donau eine Reihe von Seelsorgemittelpunkten, die späteren Pfarreien Gögging, Eining, Staubing, Weltenburg und Poikam (Buchheim).
Im Jahre 1150 belagerte König Konrad III. die Burg Kelheim im Verlauf von Auseinandersetzungen zwischen Welfen und ihren staufischen Widersachern.
Die Bedeutung der Siedlungen an Altmühl und Donau nahm zu. Als 1180 die Wittelsbacher zu Herzögen von Bayern ernannt wurden, begannen sie, eine Reihe von Städten zu gründen. Nach einer späteren Aufzeichnung aus dem Kloster Rohr soll Kelheim 1181 zur Stadt erhoben worden sein.
1227 werden in einer Urkunde erstmals "cives", d. h. Bürger von Kelheim, erwähnt. 1244 erfahren wir von einem Pfarrer von Kelheim, die Unterscheidung in die erwähnten zwei Orte wurde aufgegeben.
Die Bürger der jungen Stadt, deren genaue Lage nicht bekannt ist, lebten auch damals noch überwiegend von Landwirtschaft, Fischfang und Weinbau. Die Fischlehen wurden vom Herzog vergeben. Die für diese Zeit typische Dreifelderwirtschaft läßt sich noch an den Flurbezeichnungen Donaufeld und Altmühlfeld ablesen. Nördlich der Stadt erstreckt sich ein großer Waldkomplex, der "Ainwald". Schon im 10. Jahrhundert erhielt das adelige Damenstift Niedermünster einen großen Teil des Forstes, daher die Bezeichnung "Frauenforst". Kelheim besaß aber nach wie vor genau so wie die übrigen umliegenden Gemeinden Rechte an diesem Wald. Sie gehen sicher auf sehr frühe Zeit zurück. Einen Teil der Gründe vergaben die Wittelsbacher in Erbpacht.
Deren Besitz in Kelheim konzentrierte sich entlang der Linie Landratsamt - Weißbräuhaus - Stadtmühle. Hier lag der frühere herzogliche Maierhof, der zugleich der Burg als Bauhof zur Versorgung diente. In der Stadt lebten auch einige Geschlechter von Kleinadeligen, z. B. die "Heren von Kelheim". Den Rest des Besitzes teilten die Bürger unter sich auf. Aus dem ältesten Stadtplan ist unschwer die ursprüngliche Hausanlage des fränkischen Dreiseithofes zu erkennen: Wohnhaus, Hofeinfahrt, dahinter Hofraum und Wirtschaftsgebäude, in einem regelmäßigen Viereck angeordnet. Außer Landwirtschaft, Weinbau und Fischfang betrieben die Bürger Handwerke, Handel, Schiffahrt bzw. Flößerei und Gastgewerbe.
Kelheims Erhebung zur Stadt geht vermutlich auf die den Bürgern übertragene Aufsicht der Brückenwacht und Brückenreparatur zurück. Der erste Teil des Stadtrechtes handelt vom sog. "Bruckhof". Er war mit Grundstücken und Forstrechten ausgestattet. Der Bruckhof an der Ecke Altmühlstraße - Stadtplatz diente später als Rathaus. Das älteste Stadtrecht von Kelheim ist vor 1335 entstanden. Wahrscheinlich reicht es zurück in die Zeit der Stadterhebung im 12. Jahrhundert. Es weist den Bürgern wirtschaftliche Selbstverwaltung, kommunale Selbstverwaltung, das Recht der Bürgeraufnahme und die niedere Gerichtsbarkeit zu. Das Stadtrecht wurde wohl durch Herzog Ludwig den Kelheimer (1183 - 1231) erweitert und verbessert. Er wurde Mitte September 1231 von einem Unbekannten auf der Donaubrücke ermordet. Das Tatmotiv blieb unklar, der Täter wurde sofort niedergemacht. Herzog Ludwig soll an der mit einem Kreuz bezeichneten Stelle vor der Ottokapelle in der Wittelsbachergasse gestorben sein.
Angeblich befand sich hier das frühere Donautor. Die heutige Kapelle wurde von seinem Sohn zum Gedenken an den Vater hier errichtet. Bauliche Gründe sprechen dafür, daß der Chor der Ottokapelle das alte Stadttor war. Wenn dies zutrifft, erhielt Kelheim seine Altstadtform erst unter dem Nachfolger Herzog Ludwigs.
Die Altstadt besteht aus einem Rechteck mit zwei sich kreuzenden Straßenzügen, eine Form der Stadt, wie sie damals gerne verwendet wurde. Die Altstadt besteht aus vier in etwa regelmäßigen Stadtvierteln, die im 16. Jahrhundert folgende Bezeichnungen trugen: Rathausviertel (Stadtplatz Altmühlstraße, Erasmusturm), Amans-Viertel (Stadtplatz, Donaustraße, Alter Markt), Simon-Paurns-Viertel (Donaustraße, Lederergasse) und Demels-Viertel (Ludwigstraße, Altmühlstraße, Stadtgraben, Hafnergasse).

Kelheim im Donau- und Altmühltal

Diese Altstadt wurde im 13. Jahrhundert mit einer Mauer umzogen. Drei Tore führten in die Stadt. Außerhalb liegen noch heute Oberkelheim (Fischerdörfl), Niederdörfl und Gmünd (Oberer und Unterer Zweck). Die räumliche Anordnung dieser Vorstadtsiedlung weist noch auf den ursprünglichen dörflichen Siedlungscharakter hin. Bis in unsere Zeit erhielten sich im Fischerdörfl und in Gmünd noch Reste eines besonderen und charakteristischen Lokalbewußtseins.
Kelheim war nie eine Reichsstadt, sondern herzogliche Landstadt, beschickte aber seit 1273 die bayerischen Landstände. Im 13. Jahrhundert unterstand Kelheim zuerst dem herzoglichen Pfleger in Abbach. Um 1280 entstand das Pfleggericht Kelheim. Der Pfleger hatte seinen Sitz in den überresten der herzoglichen Pfalz (heutiges Landratsamt). Der Flurname "Pflegerspitz" erinnert noch heute daran.
Während der Pfleger die gesamte umliegende Landschaft verwaltet und hier als oberster Richter fungierte, vertrat den Herzog ein Vogt in der Stadt, der hier die herrschaftlichen Rechte wahrte. Die Stadt selbst wurde durch die Bürgerschaft verwaltet, so weit ihr das Stadtrecht die Möglichkeit hierzu einräumte. Zwei Kämmerer, ein Stadtschreiber und je sechs Mitglieder des inneren und äußeren Rates regierten die städtischen Belange. Der Stadtkammer gehörte das Brücken- und Pflasterzollgeld, sie verwaltete den Bruckhof, die Stadtwaldungen, die Ziegel- und Kalkbrennereien und seit dem 16. Jahrhundert das städtische "Braune Brauhaus" (später Brauerei Ehrnthaller, inzwischen abgebrochen). Die Stadt verpachtete die städtischen Gründe und erhob weitere Abgaben von Fall zu Fall. Der Rat durfte Bürger aufnehmen und übte die Niedergerichtsbarkeit aus, während die Hochgerichtsbarkeit dem landesfürstlichen Pfleger vorbehalten blieb.
Kelheims wirtschaftliche Blüte fiel in die Zeit des Mittelalters. Die Bausubstanz der Altstadt ist zumeist gotisch. Die Verlegung der Fernhandelswege, wirtschaftliche Krisen sowie der Dreißigjährige Krieg verminderten die Wirtschaftskraft und ließen die Stadt verarmen. Besonders im 18. Jahrhundert hatten Stadt und Land durch die zweimalige, langjährige Besetzung durch österreichische Truppen arg zu leiden.
Während des Spanischen Erbfolgekrieges versuchten Kelheimer Bürger unter Metzgermeister Matthias Kraus im Jahre 1705 die österreichische Besatzung zu vertrieben. Der Handstreich glückte. Kurze Zeit später machten österreichische Truppen dem Aufstand ein Ende. Matthias Kraus büßte seine Tat mit dem Tode. Das Denkmal vor dem Donautor erinnert an Kraus und seine patriotische Tat. Auch während des österreichischen Erbfolgekrieges und der Napoleonischen Kriege mußten die Kelheimer vieles erdulden. Besetzung, Requirierungen, Einquartierungen, Marsch- und Verpflegungskosten. Im Jahre 1809 verhinderte die verkehrsabgelegene Lage, daß Kelheim während der Schlachten von Langquaid und Eggmühl in das direkte Kriegsgeschehen einbezogen wurde.
Im 19. Jahrhundert lag Kelheim vollends darnieder. Es lag abseits der Poststraße Regensburg - Ingolstadt. Die Straße von Nürnberg über Hemau nach Kelheim hatte viel von ihrer einstigen Bedeutung eingebüßt. 1803 wurde das seit 1450 bestehende Franziskanerkloster aufgehoben. Kelheim verlor sein altes Stadtrecht und wurde zu einer Landstadt III. Klasse abgewürdigt. Das Pflegeamt hieß fortan Landgericht. Beinahe alle früheren Stadtrechte wurden ersatzlos eingezogen.
Die kommunale Selbstverwaltung war fast erloschen. Der Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals erwies sich als eine trügerische Hoffnung. Der Kanal, eingeweiht am 15. Juli 1846, brachte nicht den erwarteten wirtschaftlichen Aufschwung. Die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstehenden großen Eisenbahnlinien berührten Kelheim nicht. 1872 wurde die Trasse Regensburg - Ingolstadt entlang der Poststraße geführt, Kelheim erhielt 1875 eine Stichbahn von Saal bis zur Stadt.
Die großartige, an Griechenland erinnernde Landschaft um Kelheim bewog König Ludwig I. von Bayern, auf dem Michelsberg ein Nationaldenkmal zur Erinnerung an den Sieg über Napoleon (Völkerschlacht von Leipzig 1813) zu errichten. König Ludwig wählte die Höhe des Michelsberges, die sich zwischen den beiden Flußtälern der Donau und der Altmühl erhebt. Der Bau erfolgte von 1842 bis 1863.
Der nach griechischen Vorbildern errichtete klassizistische Bau, die Befreiungshalle zog zwar viele Besucher an, brachte aber nicht den erwarteten Fremdenstrom. 1863 war die alte Holzbrücke über die Donau durch eine Eisenkonstruktion ersetzt worden, die 1945 gesprengt wurde. Die schlechte Wirtschaftslage der Stadt bewog den Magistrat 1882, die Errichtung einer Zellulosefabrik zu betreiben. 1879 war in Saal das erste Kalkwerk, 1888 jenes in Kelheim (es wurde nur bis 1927 betrieben) gebaut worden. Im 19. Jahrhundert hatte sich die Hausteinindustrie um Kelheim eine marktbeherrschende Position erworben. Aus dem riesigen "Ihrlerstein" wurde die bekannte Oberammergauer Kreuzigungsgruppe gefertigt. Danach erhielten die Ihrlerschen Brüche in Walddorf die Bezeichnung "Ihrlerstein", die 1935 auf die beiden Gemeinden Neukelheim und Walddorf übertragen wurde.
Der allmähliche wirtschaftliche Aufschwung der Stadt vor dem Ersten Weltkrieg endete jäh nach dem Ende des Krieges. Massenarbeitslosigkeit und politische Unruhe kennzeichneten die Lage. Zudem mußte die Zellulosefabrik abgebrochen und in den Jahren 1925 bis 1928 durch einen Neubau ersetzt werden. Während der verheerenden Wirtschaftskrise ab 1930 war jeder dritte Kelheimer arbeitslos. Während der nationalsozialistischen Zeit entstanden die Zellwollefabrik (1935) und die Süd-Chemie (1937). Seit 1923 bestand eine Parkettfabrik am Hohenpfahl beim Bahnhof. Kelheim hatte somit konsequent den Weg der Industrialisierung beschritten. In den Jahren vor 1939 nahm aber auch der Fremdenverkehr stark zu. Im Verlauf der Verteidigung der Donaulinie im April 1945 befand sich die Stadt in großer Gefahr. Beherzte Bürger übergaben Kelheim auf eigene Gefahr den amerikanischen Truppen.
Das Stadtgebiet erweiterte sich 1937 um das Areal der Gemeinde Affecking. 1946 ordnete die Militärregierung die Eingemeindung von Gronsdorf nach Kelheim an. Im Zuge der Gebietsreform vergrößerte sich die Stadt Kelheim um Kelheimwinzer, Herrnsaal, Kapfelberg, Lohstadt und Gundelshausen, Thaldorf, Weltenburg, Staubing und Stausacker.
Nach der Notzeit, die dem Kriegsende folgte und erst Jahre nach der Währungsreform von 1948 einem anfangs zögernden wirtschaftlichen Neuaufschwung Platz machte, ging man in Kelheim zügig daran, den neuen Verhältnissen Rechnung zu tragen.
Die seit 1883 im Gange befindliche Veränderung der Gewerbestruktur durch Industrieansiedlung setzte sich auch nach 1945 fort. Das Kelheimer Tal wurde ein bedeutender Industriestandort. Zur gleichen Zeit verringerte sich die Zahl der Landwirtschaften, trotz rechtzeitiger Umstellung auf Maschinen und moderne Anbaumethoden. Der schon immer beengte Raum im Talkessel wurde dringend benötigt, die vielen zugezogenen Menschen, Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Umsiedler unterzubringen. In besonderem Maße betrafen diese Maßnahmen den Osten und Süden der Stadt, wo um Affecking bzw. im Bereich der Bauer- und der Urnenfeldsiedlung weiträumige neue Stadtteile emporwuchsen.
Die Bevölkerungszunahme stabilisierte sich schließlich um 1970 auf eine Zahl von etwa 13.000 Bewohnern im Stadtbereich, ohne die Zuwachszahlen der eingemeindeten Ortsteile zu rechnen.
Der Ausbau der Versorgungseinrichtungen bildet einen dritten Schwerpunkt der Kelheimer Nachkriegsgeschichte. Die Liste ist lang! Straßen- und Brückenbauten, Krankenhaus, Altersheim, Sportstätten und Bäder, Schulen und Kindergärten, schließlich das Archäologische Museum im Herzogskasten.
Das produzierende Gewerbe war schon vor 1945 kaum noch vertreten gewesen. Die Zahl der Geschäfte sank stark ab, neue, größere Geschäfte etablierten sich. Fachgeschäfte und Unternehmungen mit gemischtem Angebot ersetzten die gemütlichen, wenngleich auch relativ teuren Einzelhandelsgeschäfte.
Trotz des Zustroms heterogener Bevölkerungselemente verschmolzen, wie auch früher, die Neubürger rasch mit der alteingesessenen Bevölkerung. Das rege und sehr differenzierte Vereinsleben beweist, wie stark die Assimilationskraft Kelheims nach wie vor ist. Das Zusammengehörigkeitsgefühl äußert sich sowohl in einem politischen Bewußtsein, das scharfe Konfrontationen meidet, wie auch in großzügig gestalteten und besuchten Festen, z. B. der Jubiläumsfeier des Jahres 1981 (800 Jahre Stadtrecht).
Kelheim, seit 1972 Sitz der Verwaltung eines Großlandkreises, ist als Mittelzentrum ein bedeutender zentraler Ort. Mit der Eröffnung des Main-Donau-Kanals am 25.9.1992 gewinnt Kelheim unmittelbaren Zugang zum Weltverkehr. Bereits heute zeichnen sich neue wirtschaftliche Impulse für die Stadt ab. Der Umschlag im Kelheimer Industriehafen steigt kontinuierlich. 1995 wurden bereits 1,2 Mio. t Güterumschlag erreicht. Die Großwasserstraße bringt der regionalen Wirtschaft Standortvorteile.
Der verbindende Kanal sorgte auch für eine Zunahme des Fremdenverkehrs. Ein gut ausgebautes, begleitendes Radwanderwegenetz und die Personenschiffahrt auf dem Kanal entwickelten sich zu touristischen Anziehungspunkten.
Der Bau der Wasserstraße brachte auch gravierende Strukturveränderungen der Altstadt Kelheims. Maßnahmen wie die Umgestaltung der Altstadt, die Verkehrsberuhigung der Innenstadt, der Neubau der Tangenten im Westen, Osten und Norden, die Umänderung einer Stadteinfahrt, neue Brücken, zusätzliche Großparkplätze am Rande der Altstadt, ökologische Ausgleichsflächen und Grünanlagen wurden durch die Trassierung des Kanals quer durch das Stadtgebiet ausgelöst. Hochwassermauern und Pumpwerke sorgen dafür, daß die gesamte Altstadt nicht mehr durch Hochwasser gefährdet wird. Die städtebaulichen Veränderungen führten zu einer neuen Lebens- und Wohnqualität der Altstadt.